Nachruf

Prof. (MI/USA) Olaf Evjenth
1926 - 2020

Nach einem langen und erfüllten Leben starb Olaf Evjenth
am 15. April diesen Jahres in Oslo.

Er war einer der ganz großen Manualtherapeuten, der die Manuelle Therapie in den vergangenen 6 Jahrzehnten weltweit besonders geprägt hat. Seine manualtherapeutischeAusbildung absolvierte er, nach einem Sportstudium(1954) und der Ausbildung zum Physiotherapeuten(1960), in den 1960er Jahren bei Freddy Kaltenborn und arbeitete fortan mit ihm in freundschaftlicher Verbindungbei der weiteren Entwicklung des OMT Kaltenborn-Evjenth-Konzeptes. Sein großer Verdienst lag insbesondere darin, dass er sehr früh den Focus der Untersuchung und Behandlung nicht ausschließlich auf das arthrogene System konzentrierte, sondern mit dem Blick auf das muskuläre Systems erweiterte. 

Seiner sportlichen  Herkunft geschuldet, konzentrierte er sich vor allem auf die Funktionsstörungen welche durch muskuläre Pathologien hervorgerufen worden sind. Neben den spezifischen Muskeldehnungen, welche er mit Dr. Jern Hamberg, sehr akribisch entwickelte und lehrte, legte er Wert auf eine sehr genaue Weichteilbehandlung der Muskulatur und seiner faszialen Stützstrukturen. Daraus entwickelte Olaf Evjenth im großen Feld der Weichteilbehandlungen die Funktionsmassage. Auch seine präzisen Kenntnisse der Biomechanik der Gelenke lies er in diemanualtherapeutischen Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten einfließen. Ihm war es immer sehr wichtig, dass der Ort, welcher für die Symptome verantwortlich ist, exakt identifiziert wird. In diesem Bestreben war die von ihm entwickelte Bereichs- und Symptomlokalisation von großer Bedeutung. Olaf Evjenth forschte nach der Quelle der Symptome und differenzierte somit Gelenk-, Muskel- undNervenstrukturen. Als Lehrer der Orthopädischen Manuellen Therapie verlangte er viel von seinen Schülern. Eines seiner Leitsätze war, dass man mit dem Erwerb des Führerscheins nicht in der Lage ist, Formel 1 zu fahren. Damit begründete er immer wieder die von ihm geforderte Übungsbereitschaft seiner Schüler. Müßiggang war ihm fremd, Olaf war steht`s aktiv und legte großen Wert auf die praktische Arbeit. Die konnte er vor allem in dem von ihm und Hans Gunnarigegründeten Institut für Physiotherapie „Hans & Olaf Fysioterapi“ in Oslo umsetzen. Er erkannte schon als Manualtherapeut und Sportler sehr früh die Notwendigkeit der aktiven Therapie und setzte diese mit der medizinischen Trainingstherapie und dem Sequenztraining gezielt um. Damit zeigte er sehr eindrucksvoll, dass der Weg von der „hands on“ zu der“hands off“ Therapie erfolgreich umzusetzen ist.

Neben seiner Tätigkeit als Entwickler und Lehrer im OMT Kaltenborn-Evjenth-Konzept blieb er seiner Leidenschaft, dem Sport, immer sehr verbunden. Bis ins hohe Alter hinein achtete Olaf auf seine körperliche Fitness. Regelmäßig trieb er auch nach einem anstrengenden Kurstag Sport.

Seine ruhige und besonnene Art und sein immenses fachliches Wissen in der Manuellen Therapie brachte ihm weltweit großen Respekt und Achtung. So erhielt er 1993 eine Professur für Manuelle Therapie an der Oakland Universty in Michigan. 2010 erhielt er die norwegische „King`s Merid Medal in Gold“ für seine Verdienste in der Leichtathletik und der Manuellen Therapie. Gemeinsam mit Freddy Kaltenborn wurde er 2011 das erste Ehrenmitglied des norwegischen „Manual Therapists Service Office“.

Auch in Deutschland wurde er zusammen mit Freddy Kaltenborn  Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Manuelle Therapie DGOMT e.V. .

Wir, seine Schüler, verneigen uns vor unserem großen Lehrer und Mentor Olaf Evjenth und sagen - Danke Olaf.

Die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Orthopädisch Manuellen Therapie e.V. (DGOMT)
gez. Matthias Zöller M.Sc., 1. Vorstand der DGOMT e.V.

Prof. Olaf Evjenth brachte seinen reichen Erfahrungsschatz aus seiner aktiven Zeit als Sportler und Trainer bzw. Betreuer (25 Jahre Haupttrainer im norwegischen Leichtathletikverband) in das Konzept ein. Seine Ausbildung zum Manualtherapeuten erhielt er bei Freddy Kaltenborn. Im Laufe der Jahre entwickelte sich eine sehr intensive Zusammenarbeit und eine bis heute währende Freundschaft. Neben der Weiterentwicklung der Behandlungstechniken der passiven Gelenkstrukturen hat Olaf Evjenth vor allem die spezifische Symptomlokalisation und die Weiterentwicklung der spezifische Behandlung von Muskeln (Weichteiltechniken, Dehnungen und Training) geprägt. 
Seine, zusammen mit Dr. Jern Hamberg erstellten Muskeldehnungsbücher gehören zur Standardliteratur der Orthopädischen Manuellen Therapie bzw. der Physiotherapie.

  • Sportlehrer an der Sporthochschule in Oslo 1952 -56
  • Physiotherapeut 1959
  • Manualtherapeut 1968
  • Betreuer der norwegischen Nationalmannschaft bei den Olympischen Winterspielen in Oslo 1952
  • Trainer der norweg. Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Rom 1960
  • Trainer der norweg. Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964
  • Trainer der norweg. Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Mexiko 1968
  • Betreuer der norweg. Skilanglauf- und Eishockeymannschaft bei den Olympischen Winterspielen in Sapporo 1972
  • Professor für Physikalische Therapie für PT an der Oakland University, MI/USA

Olaf Evjenth ist Autor mehrer Bücher über Muskeldehnungen und hat bei zahlreichen Literaturveröffentlichungen mitgewirkt.

  • zusammen mit Dr. Jern Hamberg Autor von drei Muskeldehnungsbüchern.
  • Mitarbeit an einem Buch für die Untersuchung und Mobilisation der Extremitätengelenke.
  • Mitarbeit an einem Buch für die Untersuchung und Mobilisation der Wirbelsäule.
  • Co-Autor eines Trainingsbuches